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25.02.2022

Das «neue» Verkehrsmanagement

Durch die ständig zunehmende Be- und Überlastung unserer Verkehrsinfrastrukturen gewinnt das Thema (räumliches) Verkehrsmanagement in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung. Wir begleiten das Projekt Verkehrsmanagement Region Bern Nord (VM RBN) als Bauherrenunterstützung. Das VM RBN stellt in der Schweiz den Vorreiter eines Paradigmenwechsels dar und steht für weniger Beton, mehr Intelligenz und dynamischere Auslegung bei der Verkehrslenkung.

Mit einem Verkehrsmanagement (VM) sollen alle Mobilitätsformen optimaler auf die vorhandene Verkehrsinfrastruktur verteilt und planbarer gemacht werden. Der Verkehr soll in sensitiven Bereichen verträglicher und sicherer gestaltet und koordiniert werden, und es sollen verkehrspolitische Vorgaben (zum Beispiel eine Bevorzugung des ÖV) durchgesetzt werden. Dazu werden verschiedene Instrumente zur Beeinflussung des Verkehrs wie zum Beispiel Lichtsignal- und Dosierungsanlagen, Busbevorzugung und Reisezeitinformationen eingesetzt. VM bedeutet nicht unbedingt eine Reduktion des Verkehrs auf unseren Strassen. Steuerung und Lenkung des gesamten Verkehrs sollen indessen optimiert werden.

Das Projekt VM RBN setzt an unterschiedlichen Punkten an. Eine der wesentlichen Zielfunktionen des VM RBN ist es, die Ortskerne und Wohngebiete zu schonen, um diese lebenswerter und – aus verkehrstechnischer Sicht – sicherer zu machen. In erster Linie sollen Stausituationen in solchen Gebieten vermieden werden und der Verkehr soll flüssig bleiben. Das VM RBN des Kantons Bern beschränkt dabei den Projektperimeter nicht allein auf die direkten Projektbeteiligten wie die Stadt Bern, die direkt betroffenen Gemeinden und das ASTRA. Vielmehr werden auch potenzielle Auswirkungen auf die umliegenden Gemeinden im sogenannten Wirkungsperimeter in die Betrachtungen mit einbezogen. Fünf Prioritäten wurden definiert:

  • Ortskerne werden vor Überlastung geschützt: Um den Verkehr flüssig durch die Ortskerne zu führen, werden ausserhalb der Wohngebiete Dosieranlagen, sogenannte Pförtneranlagen, eingerichtet.
  • Der Autobahnverkehr muss fliessen: Nur so kann Schleichverkehr auf das untergeordnete Strassennetz und durch Quartiere verhindert werden. Die Abstimmung mit dem Bundesamt für Strassen ASTRA ist dabei zentral.
  • Der ÖV hat Priorität: Damit der Fahrplan eingehalten wird, werden Busse bei Kreuzungen, Kreiseln und hoch staugefährdeten Abschnitten bevorzugt.
  • Fuss- und Veloverkehr sind gleichberechtigt mit Auto und ÖV: VM-Massnahmen berücksichtigen die Anliegen des Fuss- und Veloverkehrs (und der daran hängenden Transportketten) gleichberechtigt.
  • Aktuelle Verkehrsinformation: Die Verkehrsteilnehmenden werden zeitnah über Abweichungen im Verkehrsablauf und mögliche Alternativrouten informiert.

Im Rahmen des VM RBN sollen dank zielgerichteter Planung, Umsetzung und Inbetriebnahme die Eingriffe in bzw. Ausbauten der bestehenden Infrastruktur minimiert und innerhalb einer kurzen Zeitspanne von wenigen Jahren umgesetzt werden. Mit den gewonnenen Erkenntnissen sollen in Zukunft verstärkt auch die ausserhalb der Infrastruktur der öffentlichen Hand verfügbaren Datenquellen für VM genutzt werden. Namentlich Floating Car Data (FCD), die mittels Data Analytics für ein echtzeitfähiges und individuelles VM aufbereitet werden. Ein Novum bildet darüber hinaus die Auslegung des Systems als Software as a Service. Das System ist cloudbasiert, weshalb neue Fragestellungen wie Datensicherheit, Datenhoheit und Kommunikation zu berücksichtigen sind.

Das nun realisierte VM ist für das Managen eines modernen Verkehrssystem eminent wichtig und wird künftig weiter an Bedeutung gewinnen, da ein Ausbau der bestehenden Verkehrsanlagen im urbanen Raum kaum mehr möglich sein wird. Um Auslastungsspitzen zu brechen und bestehende Verkehrsanlagen leistungsfähiger zu machen, ist eine überregionale Verknüpfung der Verkehrssysteme erforderlich. Dies zeigt sich bereits in der Planung weiterer VM-Projekte wie Wabern, Köniz oder der Korrektion Thunstrasse in Muri, die an das VM RBN nahtlos anschliessen sollen.

Mit der Fachabteilung Mobilitätsmanagement unterstützen wir die Bauherrschaft, das Tiefbauamt des Kantons Bern, sowohl bei organisatorischen wie auch fachlichen Themen und Fragestellungen.