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08.04.2022

Biel und Nidau nutzen Wärme und Kälte aus dem Bielersee

Mittels Nutzung der Wärme und Kälte des Bielerseewassers werden künftig Teile der Städte Biel und Nidau mit erneuerbarer Energie versorgt. Die Energieverbund Bielersee AG (EVB) hat uns mit der Planung und Ausführungsbegleitung der Seewasserfassungen, Seewasserrückgabe und des Pumpwerks beauftragt.

Der neue überkommunale Richtplan Energie der Agglomeration Biel soll eine Abstimmung zwischen Siedlungsentwicklung und ökologischer Energieversorgung fördern. Die gemeinsame Erschliessung zukünftiger Bauprojekte zwischen den Städten Biel und Nidau kann dazu beitragen, dass weniger Wärme und Kälte mit fossilen Energieträgern produziert wird. Im Zuge dieser Entwicklung sollen auf dem Gebiet zwischen dem Bahnhof Biel und dem Bielersee in den nächsten Jahren mehrere grosse Projekte geplant und realisiert werden. Insbesondere die Nutzung des Energiepotentials des Bieler Seewassers kann substanziell zur erneuerbaren Energieversorgung beitragen. Dabei soll nach Erschliessung aller geplanten Gebiete in den Gemeinden Biel und Nidau zukünftig rund 25 GWh/a an Anschlussenergie gewonnen werden.

Das Gesamtprojekt des EVB ist unterteilt in die vier Arbeitspakete «Seewasserfassung, -rückgabe und Pumpwerk», «Zwischenkreislauf und Hausanschlüsse für das Kältenetz», «Heizzentrale und Wärmeverteilnetz» sowie «Wärmeübergabestationen». Wir wurden vom EVB mit dem erstgenannten Arbeitspaket beauftragt.

Kernstück der neuen Seewassernutzung bildet das Pumpwerk, das inmitten der Stadt Nidau erstellt wird. Neben den Anforderungen einer innerstädtischen Baustelle kam beim Aushub erschwerend dazu, dass im Erdreich archäologische Funde aus der Zeit der Pfahlbauer vermutet wurden. Der Aushub der Baugrube wurde daher durch den Archäologischen Dienst des Kantons Bern begleitet. Da nebst stark verschmutztem Aushub (Siedlungsabfall) nur vereinzelte Pfahlstümpfe zum Vorschein kamen, verliefen die Aushubarbeiten planmässig. Derzeit wird der Rohbau erstellt, anschliessend folgt der Innenausbau des Pumpwerkes mit den Plattenwärmetauschern.

Vom Pumpwerk führen insgesamt zwei Leitungen für die Seewasserfassung zum See und eine für die Seewasserrückgabe zur Zihl. Die beiden Fassungsleitungen mit Längen von 1 400 m und 1 231 m und einem Aussendurchmesser von 710 mm werden auf einer Länge von rund 880 m mittels Spülbohrungen vom Pumpenhaus bis in eine Tiefe unter dem Seespiegel von rund 10 m erstellt. Mittels Taucharbeiten werden die Fassungen in unterschiedlichen Tiefenlagen im See verlegt. Das erlaubt der Fassungen je nach Bedarf für Kühlung und Heizung das Ansaugen von Wasser mit unterschiedlicher Temperatur. Die Rohre der Fassungsleitungen werden in Cornaux im Zihlkanal gefertigt sowie in Absprache mit der Bielerseeschifffahrt und der Seepolizei transportiert und verlegt. Bei der Standortwahl und beim Verlegen musste darauf geachtet werden, dass die Zugänglichkeit für das periodische Reinigen der Rohre gewährleistet ist. So werden erhebliche Leistungseinbussen durch den Befall von Quaggamuscheln vermieden.

Vom Pumpenhaus führt eine Rückgabeleitung mit einem Aussendurchmesser von 630 mm parallel zur Schlossstrasse in die Zihl. Gleichzeitig werden auch die Fernwärmeleitungen zur Versorgung der Liegenschaften an dieser Strasse verlegt.

Die engen Platzverhältnisse auf städtischem Gebiet, der schwierige Baugrund und die Arbeiten im Strassenbereich unter laufendem Verkehr erfordern eine gute Koordination und Absprache mit den verschiedenen Werkleitungseigentümern, Grundeigentümern, der Stadt Nidau, den Unternehmungen und der Bauherrschaft. Dieses wichtige Bauvorhaben zur nachhaltigen Energieversorgung kann Dank gutem Einvernehmen der Beteiligten und dem Verständnis der Anwohnenden realisiert werden.