Back to overview
Author/s
21.05.2021

Rückbau und Baugrube Luzerner Kantonsspital

Für den Neubau des Kinderspitals und der Frauenklinik wird derzeit auf dem Areal des Luzerner Kantonsspitals (LUKS) eine Baugrube mit einem Volumen von rund 220 000 m3 ausgehoben. Die ca. 150 x 80 m grosse und bis zu 22 m tiefe Baugrube schafft Platz für die Untergeschosse des Neubaus, in welchem zukünftig ein Parkhaus und der Rettungsdienst untergebracht werden. Die Gesamtkosten für die Baugrube inklusive der umfangreichen Vorbereitungsmassnahmen belaufen sich auf rund 23 Mio. Franken. Start der Vorbereitungsarbeiten war im Frühling 2020, der Abschluss der Baugrubenarbeiten ist für Anfang 2022 geplant. Als Generalplaner sind wir verantwortlich für die Koordination des Planungsteams, die Planung der Baugrube sowie für die Gesamtbauleitung.

Mittels einer Testplanung wurden 2019 die Weichen für die zukünftige Entwicklung des Areals des LUKS gestellt. Die bestehende Infrastruktur wurde analysiert und mit den zukünftigen Bedürfnissen abgeglichen. Dabei wurden die wichtigsten Meilensteine in drei übergeordnete Bauetappen unterteilt und es wurden die Standorte der erforderlichen Ersatzneubauten festgelegt.

In der ersten Etappe wird nun bis 2025 ein neues Gebäude für das Kinderspital und die Frauenklinik inklusive einer grossen Tiefgarage gebaut. Der Neubau der beiden Abteilungen direkt nebeneinander ermöglicht sehr kurze Wege, was für eine optimale Patientenversorgung zentral ist. Nach dem Umzug der Frauenklinik und des Kinderspitals in die neuen Räumlichkeiten können deren alten Gebäude abgebrochen werden. Dadurch werden weitere Flächen für die ab ca. 2025 beginnende zweite Etappe frei.

Komplexe Werkleitungsumlegungen und bis zu 90 LKW-Fahrten pro Tag
Um das straffe Terminprogramm der drei übergeordneten Bauetappen einhalten zu können, mussten wir unmittelbar nach dem Akquisitionserfolg anfangs 2020 mit der Planung der Vorbereitungsmassnahmen starten. Bis Ende Sommer lagen die Umlegungen der zahlreichen Werkleitungen innerhalb des Baugrubenperimeters im Fokus. Dazu mussten über grosse Bereiche des Spitalareals Leitungen und Schächte angepasst sowie neu gebaut werden. Um einen störungsfreien 24/7-Betrieb des LUKS während der Bauzeit und darüber hinaus zu gewährleisten, war es sehr wichtig, bereits in dieser frühen Phase Überlegungen und Konzepte der nachfolgenden Bauetappen miteinzubeziehen.

Vor Beginn der eigentlichen Abbruch- und Aushubarbeiten wurden ausserdem umfangreiche Zustandsaufnahmen gemacht. Für die Überwachung der Baugrube und deren sensibler Umgebung wurde ein Überwachungskonzept ausgearbeitet. Dazu wurden an mehreren Standorten rund um die Baustelle permanente Erschütterungs- und Staubmessanlagen installiert. Weiter musste für die komplexe Baustellenlogistik ein Erschliessungskonzept erstellt und in Abstimmung mit dem laufenden Spitalbetrieb umgesetzt werden. Unter anderem galt es, die Baustellenausfahrt an einen stark frequentierten, lichtsignalgesteuerten Kantonsstrassenknoten anzubinden, um so die täglichen rund 40, an Spitzentagen sogar bis zu 90, LKW-Fahrten zuverlässig und effizient abwickeln zu können.

Der Rückbau von fünf Gebäuden auf dem Areal begann im Herbst 2020 und dauerte mit Unterbrüchen bis Ende Februar 2021. Ein letztes Gebäude wird im Herbst 2021 rückgebaut. Durch die bis zum Schluss genutzten Gebäude gab es weitere Abhängigkeiten bezüglich der Zugänge und Werkleitungen, die zeitlich und räumlich koordiniert werden mussten.

Rückverankerte Spritzbetonwände und eine überschnittene Bohrpfahlwand
Die Baugrube kommt grösstenteils im anstehenden Sandsteinfels zu liegen, welcher gegen Süden stark abfällt. Im nördlichen Bereich stehen die verwitterten Felsschichten teilweise nach wenigen Zentimetern an. Für die dreiseitige Böschungssicherung mit rückverankerten Spritzbetonwänden muss die teilweise ungünstige Schichtung des Felses beachtet werden. In den Bereichen ohne Kluftkörper kann nach einer gewissen Tiefe auf eine Sicherung mit einem Steinschlagnetz gewechselt werden. 

Die Baugrubenabschlüsse streifen auf der Südseite im Lockergestein ein Grundwasservorkommen, daher wird der Baugrubenabschluss auf dieser Seite als wasserdichte überschnittene Bohrpfahlwand ausgeführt, welche mit vorgespannten Ankern gesichert wird.

Der überwiegende Teil der Felsschichten wird mit einem ca. 70 Tonnen schweren Bulldozer und einem Reisszahn gerippert. Durch das grosse Frontschild des Bulldozers kann das aufgebrochene Material anschliessend zusammengestossen und mit einem Bagger aufgeladen werden. Für den Fall, dass das gewählte Vorgehen für die tiefer liegenden und härteren Felsschichten nicht mehr zielführend sein sollte, sind Auflockerungssprengungen vorgesehen.

Enge Rahmenbedingungen und Projektanpassungen erfordern eine flexible Bauleitung
Die Planungs-, Rückbau- und Aushubarbeiten wurden von Beginn weg durch Spezialisten für Schadstoff- und Altlastensanierung, Geologie / Geotechnik und Umwelt begleitet und unterstützt. Dadurch wird sichergestellt, dass die umfangreichen Auflagen bezüglich Umwelt, Schadstoffen, Emissionen etc. eingehalten werden.

Zurzeit laufen beim Gesamtplanungsteam des Hochbaus die Vorbereitungen für die Baueingabe der Untergeschosse. Daraus ergeben sich immer wieder zusätzliche Schnittstellen und neue Rahmenbedingungen, welche Anpassungen und Ergänzungen an der Baugrube und deren Abschlüssen zur Folge haben. Für unsere Bauleiter und Ingenieure bedeutet dies, dass sie immer wieder sehr kurzfristig auf Veränderungen reagieren und diese unter Einbezug der Behörden und der Anforderungen des 24/7-Spitalbetriebes in das laufende Projekt integrieren müssen.

Die laufenden Aushub- und späteren Hochbauarbeiten können hier live mitverfolgt werden.