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Auteur/s
19.03.2021

Neubau Wohnüberbauung Hirsacher

Überbauung mit 12 Mehrfamilienhäusern in Ennetbürgen, Kanton Nidwalden

Mit dem Jahreswechsel 2018/19 fiel der Startschuss für die Aushubarbeiten der Wohnüberbauung Hirsacher in Ennetbürgen mit 12 Mehrfamilienhäusern. Sechs der Gebäude werden am südöstlichen Fuss des Bürgenberges in den Hang gebaut. Direkt oberhalb der stellenweise über 30 m hohen Baugrube im stark zerklüfteten Felsen befinden sich mehrere bestehende Gebäude. Dementsprechend aufwendig waren die Aushubarbeiten. Unter anderem wurden 33 000 m3 Fels gesprengt und 12 km Nägel verbaut. Die sechs Mehrfamilienhäuser in der Ebene liegen im gespannten Grundwasser und mussten auf Pfählen gegründet werden. Die Rohbauarbeiten begannen im Juli 2019 und dauerten etwas über ein Jahr. Wir waren verantwortlich für die Planung und Fachbauleitung für die Baugrube, die Pfahlfundation, den Rohbau und die Werkleitungen.

Sehr aufwendige Aushubarbeiten im zerklüfteten Felsen
Es galt wortwörtlich einen grossen Berg zu überwinden, als im Dezember 2018 der Startschuss für den Bau der Wohnüberbauung Hirsacher in der Nidwaldner Gemeinde Ennetbürgen fiel. Vor uns stand der Bürgenberg, berühmt für stark zerklüfteten Fels mit vielen unerwarteten, wasserführenden Spalten und Höhlen. Der Sonnenhang mit Südlage bietet seinen Bewohnern aber auch eine wunderbare Aussicht und ist zudem unweit vom Zentrum entfern. Für die Wohnüberbauung musste im ersten halben Jahr ein beinahe senkrechter Hanganschnitt von bis zu 30 m Höhe und über 100 m Breite erstellt werden. Der Aushub im Fels erfolgte mit Hilfe von Auflockerungssprengungen. So wurden von Dezember 2018 bis Juli 2019 insgesamt 33 000 m3 Fels abgetragen. In den oberflächennahen Bereichen wurde der Hang mit einer konventionellen Nagelwand gesichert. Die Ausführung des von uns geplanten Aushubes erfolgte in enger Absprache mit dem Geologen, welcher die Klüftung und die damit einhergehende Sicherung immer wieder frisch beurteilen musste, sowie mit der Firma Gasser Felstechnik AG, welche für die Sprengungen und die Baugrubensicherung zuständig war. Ein grosser Dank gilt auch den Anwohnerinnen und Anwohnern, die während eines halben Jahres täglich die Erschütterungen von mehreren Sprengungen erdulden mussten.

Neubau Wohnüberbauung Hirsacher
Baugrube bei Beginn des Rohbaus

Anspruchsvoller Baugrund und aufwendige Wasserhaltung
Doch nicht nur die Baugrube am Hang stellte eine grosse Herausforderung dar. Auch der Aushub in der Ebene umfasste viele Besonderheiten des Spezialtiefbaus. Am Fuss des Bürgenbergs folgt die Felskante der Flucht der steilen Böschung und taucht mit einem Winkel von fast 40° in die Tiefe. Der Baugrund in der Ebene besteht daher nicht aus Felsen, sondern setzt sich als inhomogener Boden aus wasserführenden Flussschottern, setzungsempfindlichen Flachwasserablagerungen und wiederum wasserführenden Deltaablagerungen zusammen. Für eine tragfähige Fundation mussten deshalb zuerst 400 Vollverdrängerpfähle erstellt werden. Um den gröbsten Wasserandrang durch die hochliegenden Flussschotter zu unterbinden, wurde rund um die Baugrube in der Ebene eine Spundwand bis in die dichte Schicht erstellt. Mit 11 Kleinfilterbrunnen wurde während des Aushubs das untere, gespannte Grundwasser entlastet. Trotz diesen Schutzmassnahmen gegen das Wasser war ein Problem noch nicht gelöst. Am Hangfuss wurde mit einer der letzten Aushubetappen eine Quelle angeschnitten, welche massiv Wasser in die Baugrube trug. Erst durch das Verlegen von zwei grossen Kunststoffrohren entlang des Felsübergangs konnte endlich in trockenen Verhältnissen gearbeitet werden.

Straffes Terminprogramm
Im Juli 2019 konnte der Rohbau der 12 Mehrfamilienhäuser beginnen. Die Firma Christen AG aus Küssnacht hat sich dem sportlichen Terminprogramm der Bauherrschaft gestellt. Ziel war es, die beiden grossen Einstellhallen sowie alle Mehrfamilienhäuser mit 89 Wohnungen innerhalb eines Jahres zu erstellen. Mit vier Baukranen, einer bis ins Detail durchgeplanten Baustellenlogistik und bis zu 50 Bauarbeitern pro Tag vor Ort waren auch unsere Ingenieure und Zeichner in der Planlieferung sehr gefordert. Dank einer guten Zusammenarbeit und einem grossen Effort aller Projektbeteiligten konnte der Rohbau im September 2020 übergeben werden.

Bau der unteren Einstellhalle
Bau der unteren Einstellhalle

Mittlerweile ist die Fassade aller Häuser fertig und die Auffüllarbeiten am Hang haben begonnen. Der Innenausbau läuft auf Hochtouren, damit im Juli 2021 die ersten Wohnungen bezogen werden können.

Neubau Wohnüberbauung Hirsacher
Aktueller Stand der Überbauung mit dem herrlichen Ausblick auf den Vierwaldstättersee und die Zentralschweizer Bergwelt

Es ist immer wieder faszinierend, was in so kurzer Zeit errichtet und verbaut werden kann. Dies belegen nicht zuletzt ein paar eindrückliche Kennzahlen:

  • Sprengaushub: 33 000 m3 fest
  • Aushub Lockermaterial: 25 500 m3 fest
  • Spritzbeton: 8 000 m2
  • Nägel: 12 km
  • Pfählung: 8 000 m, 110 t Armierung
  • Bewehrung: 1 600 t
  • Beton: 16 000 m3

Auf der Webseite der Wohnüberbauung wird die Entstehung der Überbauung im Zeitraffer dokumentiert: https://hirsacher.ch/unser-baufortschritt/zeitraffer-2/

Bilder: © Hirsacher AG