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19.03.2021

K13 Luzern Nord Gesamtverkehrssystem, Neubau Stützmauer Reussthal

Als Ersatz für die über 100 Jahre alte Reussthalmauer wird derzeit in der Stadt Luzern entlang der Kantonsstrasse K13 an einer neuen, bis zu 23 Meter hohen Stützkonstruktion gebaut. Die rückversetzte Konstruktion schafft auf einer Länge von rund 350 Metern genügend Platz für eine neue Busspur und einen neuen Rad- und Gehweg. Das Projekt kostet über 23 Millionen Franken und befindet sich seit Sommer 2019 in Ausführung. Der Bau dauert noch bis Sommer 2021 und wird durch die IG Reussthal geplant und ausgeführt.

Die Kantonsstrasse K13 ist eine wichtige Strassenverbindung zwischen Luzern und Emmen. Im Stadtteil Reussbühl verläuft sie eingeengt zwischen der SBB Hauptachse Luzern–Bern bzw. Basel und einer 8 Meter hohen Natursteinmauer aus dem 19. Jahrhundert. Die bestehende Natursteinmauer ist sanierungsbedürftig und der Hang oberhalb der Stützmauer ist in der kantonalen Gefahrenkarte als potenzieller Rutschhang mittlerer Gefährdung eingetragen. Zusätzlich entwickelt sich das Gebiet rund um den Emmer Seetalplatz mit rasantem Tempo weiter und es entstehen in den kommenden Jahren sehr viele neue Wohnungen und Arbeitsplätze (Entwicklungsschwerpunkt Luzern Nord). Mit dem neuen Siedlungsraum wird der beschränkte Strassenraum den Anforderungen vor allem in Bezug auf den öffentlichen Verkehr und den Langsamverkehr nicht mehr gerecht.

Mit einem Neubau der Stützmauer Reussthal können folgende Punkte verbessert bzw. optimiert werden:

  • Die alte, marode Natursteinmauer wird durch eine verankerte Stützmauer ersetzt.
  • Durch eine Rückversetzung der neuen Mauer kann der eingeengte Strassenraum um eine Busspur und einen kombinierten Rad- und Gehweg verbreitert werden.
  • Der Wald oberhalb der Stützmauer wird in einen funktionierenden Schutzwald umgewandelt, um damit den gefährdeten Hang zu stabilisieren.
Die K 13, eingeengt zwischen der SBB Hauptachse und der 100-jährigen Reussthalmauer (Blick Richtung Luzern). Aufnahme vom 06.12.2016.
Die K 13, eingeengt zwischen der SBB Hauptachse und der 100-jährigen Reussthalmauer (Blick Richtung Luzern). Aufnahme vom 06.12.2016.

 

Zwei Ebenen und Waldreben sorgen für eine landschaftliche Eingliederung
In Zusammenarbeit mit dem Kanton Luzern, der Stadt Luzern und vielen weiteren Beteiligten plante die IG Reussthal unter der Federführung von Emch+Berger die neue Mauer als zweistufige Stützkonstruktion. Die erste Stützmauerebene verläuft mit einem Anzug von 10:1 auf konstant 8.50 Meter Höhe über dem Strassenniveau. Der zweite Teil der Stützmauer ist um zwei Meter zurückversetzt. Diese so entstehende Berme bricht optisch die Höhe der gesamten Stützmauer und dient zusätzlich als Bepflanzungsebene. Der rückversetzte Teil der Stützmauer weist alle vier Meter eine vertikale Rippe mit kreisrunden Aussparungen auf. Diese Aussparungen dienen als Ankerköpfe für die permanent vorgespannten Anker, welche die Rückverankerung der gesamten Stützmauer sicherstellen. Insgesamt wurden 223 Anker mit einer durchschnittlichen Länge von 18 Meter in den dahinterliegenden Felsen gebohrt.

Die Stützmauer Reussthal soll möglichst schnell und stark begrünt werden. Dazu werden hinter der Mauerkrone und in der Berme Waldreben gepflanzt, welche über die Betonkonstruktion nach unten hängen und eine Art hängende Gärten bilden. Für den Unterhalt des Waldes oberhalb der Stützmauer wurde auf Höhe der Mauerkrone eine rund 3 Meter breite Unterhaltsstrasse für den Forstdienst erstellt.

Normalprofil der neuen zweistufigen und verankerten Stützkonstruktion (rot) und der bestehenden Reussthalmauer (gelb gestrichelt).
Normalprofil der neuen zweistufigen und verankerten Stützkonstruktion (rot) und der bestehenden Reussthalmauer (gelb gestrichelt).

 

Aufwendiger Bauablauf in komplexem Gelände
In einer ersten Phase wurde als Vorbereitung für die Hauptarbeiten entlang der bestehenden Stützmauer eine rund 10 Meter hohe gepfählte Schutzwand erstellt. Über die Kantonsstrasse wurden vier Hochbaukrane auf Portalen eingerichtet. Zur Überwachung des rutschgefährdeten Hanges wurden unterschiedlichste Überwachungsmessungen eingerichtet. Nebst der geodätischen Überwachung wurde der Hang mittels Extenso- und Inklinometer überwacht.

Drohnenaufnahme vom 24.09.2019 während des Abtragens des Hangs.
Drohnenaufnahme vom 24.09.2019 während des Abtragens des Hangs.

In den sechs Monaten von August 2019 bis Januar 2020 wurde die bestehende Natursteinmauer abgebrochen. Der rutschgefährdete Hang mit einer Steigung von beinahe 45° wurde abgetragen. Der Abtrag erfolgte im Pilgerschritt und wurde Stück für Stück mit Spritzbeton, ungespannten Nägeln und vorgespannten Ankern gesichert. Während den Aushubarbeiten wurden der Steilhang und die bestehende Stützmauer laufend durch unsere Geomatiker geodätisch überwacht. Zudem haben wir auch die Aushubgenauigkeit und die Ausführungsgenauigkeit der Spritzbetonoberfläche kontrolliert und sichergestellt.

Video: Vermessung Neubau Stützmauer Reusstal, K13 Luzern Nord

Ab Januar 2020 begannen termingerecht die Betonarbeiten der neuen Stützmauer. In den folgenden Monaten wurde fast täglich eine Betonetappe erstellt. Dabei wurden in rund acht Monaten 4 500 Kubikmeter Beton und 650 Tonnen Bewehrung verbaut. Etwas zeitversetzt, nachdem die jeweilige Betonetappe über die nötige Druckfestigkeit verfügte, begann die Verankerung der Stützmauer mittels der permanent vorgespannten Anker.

Während in einem Teil der Betonetappen bereits die Anker gesetzt werden, werden andere Abschnitte erst bewehrt und geschalt. Aufnahme vom 20.05.2020.
Während in einem Teil der Betonetappen bereits die Anker gesetzt werden, werden andere Abschnitte erst bewehrt und geschalt. Aufnahme vom 20.05.2020.

Als Abschluss der Betonarbeiten wurde die Zementhaut der neuen Betonwand mithilfe von Hochdruckwasserstrahl abgetragen und die Wand etwas aufgeraut, was eine Abdunklung der Wandoberfläche zur Folge hat. Nach Abschluss der Beton- und Ankerarbeiten wurden die Kräne demontiert und die Schutzwand zurückgebaut. Damit war der Weg frei, die Stützmauer zu hinterfüllen und mit dem Bau der Unterhaltsstrasse zu beginnen. Zeitgleich starteten die Arbeiten im Strassenbau. Die komplette Strassenentwässerung wurde neu gebaut, Gas- und Wassertransportleitungen erneuert sowie Rohrblöcke für Strom, Telekommunikation und Verkehrssteuerung erstellt. Mit dem Einbau des Belages auf der Hangseite ging das Jahr 2020 zu Ende.

Die neue Reussthalmauer ist gebaut und das Schutzgerüst wurde entfernt. Am Fuss der Mauer sind die Strassenbauarbeiten bereits im vollen Gange. Drohnenaufnahme vom 05.11.2020.
Die neue Reussthalmauer ist gebaut und das Schutzgerüst wurde entfernt. Am Fuss der Mauer sind die Strassenbauarbeiten bereits im vollen Gange. Drohnenaufnahme vom 05.11.2020.

 

Neues Jahr, neuer Elan, letzte Phase
Der Verkehr wurde noch vor den Weihnachtsferien auf das neu erstellt Trasse umgestellt. Die Strassenbauarbeiten entlang der Eisenbahnlinie sind mit Arbeitsbeginn 2021 pünktlich nach Bauprogramm angelaufen. Nebst den eigentlichen Belagsarbeiten sind diverse Fundamente für die Fahrleitungen der VBL (Verkehrsbetriebe Luzern AG), Beleuchtung und Leitschranken zu erstellen. Die Montage sämtlicher Ausrüstung erfolgt im kommenden Frühling. Mit dem Einbau des Deckbelages zum Anfang des Sommers wird das Projekt abgeschlossen. Auf uns wartet dann bereits das nächste Projekt «Überführung Fluhmühle und Stützmauer Stollberg». Dieses Projekt befindet sich unmittelbar neben dem Abschnitt der Reussthalmauer und bildet ein weiteres Element des Gesamtverkehrssystems K13 Luzern Nord.

Weitere Projekte von Emch+Berger: Gesamtverkehrssystem K13 Luzern Nord